Wenn es ein Thema gibt, das mit dem Terrorismus konkurriert und die letzten anderthalb Jahrzehnte bestimmt hat, dann ist es die Gier und das Fehlverhalten von Unternehmen. Viele der größten Bilanzskandale der Unternehmensgeschichte fielen in diese Zeit. Hier ist ein chronologischer Rückblick auf einige der schlimmsten Beispiele.

ABFALLMANAGEMENT-SKANDAL (1998)

Unternehmen: In Houston ansässiges, börsennotiertes Abfallmanagement-Unternehmen
Was geschah: Es wurden 1,7 Milliarden Dollar an gefälschten Gewinnen gemeldet.
Hauptakteure: Gründer/CEO/Vorsitzender Dean L. Buntrock und andere Top-Manager; Arthur Andersen Company (Wirtschaftsprüfer)
Wie sie es getan haben: Die Firma hat angeblich die Abschreibungsdauer für ihre Sachanlagen in den Bilanzen fälschlicherweise erhöht.
Wie sie erwischt wurden: Ein neuer CEO und ein neues Management-Team gingen die Bücher durch.
Strafen: Beilegung einer Aktionärssammelklage für 457 Millionen Dollar. Die SEC bestrafte Arthur Andersen mit einer Geldstrafe von 7 Millionen Dollar.
Spaßfakt: Nach dem Skandal richtete der neue CEO A. Maurice Meyers eine anonyme Firmen-Hotline ein, bei der Mitarbeiter unehrliches oder unangemessenes Verhalten melden konnten.

ENRON-SKANDAL (2001)

Unternehmen: Rohstoff-, Energie- und Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in Houston
Was geschah: Aktionäre verloren 74 Milliarden Dollar, Tausende von Angestellten und Investoren verloren ihre Rentenkonten, und viele Angestellte verloren ihren Job.
Hauptakteure: CEO Jeff Skilling und der ehemalige CEO Ken Lay.
Wie sie es taten: Sie haben riesige Schulden in den Bilanzen versteckt.
Wie sie erwischt wurden: Durch den internen Whistleblower Sherron Watkins verraten; hohe Aktienkurse schürten den Verdacht von außen.
Bestrafung: Lay starb, bevor er seine Strafe verbüßte; Skilling bekam 24 Jahre Gefängnis. Die Firma meldete Konkurs an. Arthur Andersen wurde für schuldig befunden, die Konten von Enron gefälscht zu haben.
Wissenswertes: Das Fortune Magazine kürte Enron 6 Jahre in Folge vor dem Skandal zu „America’s Most Innovative Company“.

WORLDCOM-SKANDAL (2002)

Unternehmen: Telekommunikationsunternehmen; jetzt MCI, Inc.
Was geschah: Aufgeblähte Vermögenswerte um bis zu $11 Milliarden, was zum Verlust von 30.000 Arbeitsplätzen und $180 Milliarden Verlusten für Investoren führte.
Hauptakteur: CEO Bernie Ebbers
Wie er es tat: Er wies die Kosten für die Leitungen zu niedrig aus, indem er sie aktivierte, anstatt sie als Aufwand zu verbuchen, und blähte die Einnahmen mit falschen Buchungsposten auf.
Wie er erwischt wurde: Die interne Revision von WorldCom deckte den Betrug in Höhe von 3,8 Milliarden Dollar auf.
Strafen: Der CFO wurde gefeuert, der Controller trat zurück, und das Unternehmen meldete Konkurs an. Ebbers wurde zu 25 Jahren Haft wegen Betrugs, Verschwörung und Einreichung falscher Dokumente bei Aufsichtsbehörden verurteilt.
Wissenswertes: Nur wenige Wochen nach dem Skandal verabschiedete der Kongress den Sarbanes-Oxley Act, der die umfassendsten neuen Unternehmensvorschriften seit den 1930er Jahren einführte.

TYCO-SKANDAL (2002)

Unternehmen: Schweizer Blue-Chip-Sicherheitssysteme mit Sitz in New Jersey.
Was geschah: CEO und CFO stahlen 150 Millionen Dollar und blähten das Firmeneinkommen um 500 Millionen Dollar auf.
Hauptakteure: CEO Dennis Kozlowski und der ehemalige CFO Mark Swartz.
Wie sie es taten: Sie schöpften Geld durch nicht genehmigte Kredite und betrügerische Aktienverkäufe ab. Das Geld wurde aus dem Unternehmen geschmuggelt, getarnt als Boni oder Vergünstigungen für Führungskräfte.
Wie sie erwischt wurden: Ermittlungen der SEC und der Staatsanwaltschaft von Manhattan deckten fragwürdige Buchhaltungspraktiken auf, einschließlich großer Darlehen an Kozlowski, die dann vergeben wurden.
Strafen: Kozlowski und Swartz wurden zu 8-25 Jahren Gefängnis verurteilt. Eine Sammelklage zwang Tyco zur Zahlung von 2,92 Milliarden Dollar an die Investoren.
Spaßfakt: Auf dem Höhepunkt des Skandals schmiss Kozlowski eine 2-Millionen-Dollar-Geburtstagsfeier für seine Frau auf einer Mittelmeerinsel, komplett mit einem Auftritt von Jimmy Buffet.

HEALTHSOUTH-SKANDAL (2003)

Unternehmen: Größtes börsennotiertes Unternehmen im Gesundheitswesen in den USA.
Was geschah: Die Gewinnzahlen wurden angeblich um 1,4 Milliarden Dollar aufgebläht, um die Erwartungen der Aktionäre zu erfüllen.
Hauptakteure: CEO Richard Scrushy.
Wie er es tat: Angeblich wies er Untergebene an, Zahlen und Transaktionen von 1996-2003 zu erfinden.
Wie er erwischt wurde: Er verkaufte Aktien im Wert von 75 Millionen Dollar, einen Tag bevor das Unternehmen einen großen Verlust verzeichnete, was den Verdacht der SEC auf sich zog.
Strafen: Scrushy wurde von allen 36 Anklagepunkten des Bilanzbetrugs freigesprochen, aber der Bestechung des Gouverneurs von Alabama überführt, was zu einer 7-jährigen Gefängnisstrafe führte.
Spaßfakt: Scrushy arbeitet jetzt als Motivationsredner und beteuert seine Unschuld.

FREDDIE MAC (2003)

Unternehmen: Ein staatlich unterstützter Hypothekenfinanzierungsriese.
Was geschah: 5 Milliarden Dollar an Einnahmen wurden falsch ausgewiesen.
Hauptakteure: Präsident/COO David Glenn, Chairman/CEO Leland Brendsel, Ex-CFO Vaughn Clarke, ehemalige Senior VPs Robert Dean und Nazir Dossani.
Wie sie es getan haben: Absichtlich falsche Angaben und zu niedrige Gewinnzahlen in den Büchern.
Wie sie erwischt wurden: Eine Untersuchung der SEC.
Strafen: 125 Millionen Dollar Strafe und die Entlassung von Glenn, Clarke und Brendsel.
Spaßfakt: 1 Jahr später wurde die andere staatlich unterstützte Hypothekenfinanzierungsgesellschaft, Fannie Mae, in einen ebenso atemberaubenden Buchhaltungsskandal verwickelt.

AMERICAN INTERNATIONAL GROUP (AIG) SKANDAL (2005)

Unternehmen: Multinationaler Versicherungskonzern.
Was geschah: Es wurde ein massiver Buchhaltungsbetrug in Höhe von 3,9 Mrd. $ sowie Angebotsabsprachen und Aktienkursmanipulationen vermutet.
Hauptakteure: CEO Hank Greenberg.
Wie er es tat: Angeblich buchte er Kredite als Einnahmen, lenkte Kunden zu Versicherern, mit denen AIG Auszahlungsvereinbarungen hatte, und wies Händler an, den Aktienkurs von AIG aufzublähen.
Wie er erwischt wurde: Ermittlungen der SEC-Aufsichtsbehörde, möglicherweise durch einen Hinweisgeber (Whistleblower) ausgelöst.
Strafen: Vergleiche mit der SEC über 10 Mio. $ im Jahr 2003 und 1,64 Mrd. $ im Jahr 2006, mit einem Pensionsfonds in Louisiana über 115 Mio. $ und mit 3 Pensionsfonds in Ohio über 725 Mio. $. Greenberg wurde gefeuert, aber nicht strafrechtlich belangt.
Wissenswertes: Nachdem AIG im Jahr 2008 den größten Quartalsverlust in der Geschichte des Unternehmens (61,7 Mrd. $) verzeichnete und mit Steuergeldern gerettet wurde, belohnten sich die Führungskräfte von AIG selbst mit Boni in Höhe von über 165 Mio. $.

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